Infos zur Akupunktur

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Krankheit als Ungleichgewicht

 

In der TCM versteht man Krankheit als Ungleichgewicht im inneren des Körpers -

oder als Ungleichgewicht zwischen der inneren und äußeren Umgebung.

 

Ein gesunder Körper befindet sich innerlich im

Gleichgewicht, aber auch in Harmonie zwischen innerer und äußerer Umgebung.

Das heißt, er passt sich seiner Umgebung so an, dass er seine Funktionen vollständig ausüben kann.

(Gesundheit = Gleichgewicht zwischen innen und außen + inneres Gleichgewicht)

 

Die TCM beachtet weder das endokrine System, noch das periphere Nervensystem, noch sonstige westliche medizinische Begriffe.

Vielmehr diagnostiziert sie pathogene äußere oder innere Faktoren wie Wind, Hitze, Kälte, Nässe etc. und bestimmt Ungleichgewichte mit krankmachender Wirkung.

 

Um mangelnde Harmonien (Ungleichgewichte) einzuschätzen, bedient sie sich verschiedener Beziehungen.

Die wichtigsten Diagnose- und Behandlungssysteme in der TCM sind die:

8 Leitkriterien

5 Wandlungsphasen 

Zang-Fu-Syndrome 

äußere pathogene Faktoren 

 

 

Yin und Yang

Yin und Yang gehören zu den 8 Leitkriterien, die in der TCM zur Diagnose und Behandlung genutzt werden können.

Yin und Yang sind zwei gegensätzliche Faktoren, die sich aber gegenseitig bedingen um zu existieren.

Ohne Yang gibt es kein Yin und ohne Yin gibt es kein Yang.

Im Yang ist immer etwas Yin - und im Yin ist immer etwas Yang enthalten.

 

Am 24 Stunden-Rhythmus lässt sich dies ganz gut verdeutlichen:

Der Tag (Yang) nimmt einen Teil dieser 24 Stunden ein und der andere Teil wird von der Nacht (Yin) bestimmt. Ohne die Helligkeit des Tages wäre die Nacht nicht denkbar.

Helligkeit und Dunkelheit gleichen sich aus.

Zwar hält die Dunkelheit im Winter (Yin) länger an, dafür kehrt sich dies im Sommer (Yang) um.

Über das Jahr gesehen sind Yin und Yang also im Gleichgewicht.

 

Yin ist die passive, negative Kraft, Yang ist die aktive, positive Kraft.

Beide Kräfte sollten sich in einem harmonischen Verhältnis befinden.

Ein vollkommen ausgeglichenes System besitzt also immer gleiche Anteile von Yin und Yang.

Jede dieser Kräfte ist notwendig für die andere, sie steht jedoch auch im Gegensatz dazu.

Gesundheit bedeutet ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Yin und Yang.

Dieses Gleichgewicht ist jedoch nicht statisch sondern fließend. (wie der Übergang vom Tag zur Nacht, vom Sommer zum Winter etc.)

In bestimmten Phasen überwiegt also häufig einer der beiden Faktoren – im Gesamten sollte deren Anwesenheit jedoch ausgeglichen sein.

 

Beispiele

Yin

Yang

Wasser

Feuer

Kälte

Hitze

Nacht

Tag

Inaktivität

Hyperaktivität

Ruhe

Bewegung

Winter

Sommer

abwärts

aufwärts

chronisch

akut

ventral

dorsal

weiblich

männlich

innen

außen

Mangel

Überschuss

 

Absolutes Yang (Hyperaktivität, totales Chaos) wäre ebenso tödlich wie absolutes Yin (totale Inaktivität).

 

Das Qi

Qi ist die Basis von allem.

Qi kann verschiedene Formen annehmen. Es kann substanzlos (gasförmig, Geist) sein, oder sich materialisieren (zB einen Körper formen).

Es kann sich sammeln (sich also zu etwas ausformen) oder zerstreuen (der Himmel zB. steht für reines aufgestiegenes Qi). Qi ist eine Energie, die sich sowohl physisch als auch spirituell zeigt.

Die Substanzen des Lebens sind alle unterschiedliche Erscheinungsformen von Qi.

 

Es ist die „Lebenskraft“ die den Lebensprozess in Gang hält.

Qi ist die Energie, die die Harmonie im Körper bestimmt und aufrechterhält.

 

Zum einen wird Qi durch Ernährung (Nachhimmelsessenz) und Atmung aus der Umwelt aufgenommen, durch bestimmte Organe im Körper brauchbar umgewandelt, durch weitere Organe gespeichert und im Körper verteilt.

 

Zum anderen haben wir einen angeborenen Teil (Vorhimmelsessenz), den wir bei der Zeugung erhalten haben.

Die Qi-Kraft oder -Aktivität setzt sich also aus Vorhimmelsessenz und Nachhimmelsessenz zusammen.

(Vorhimmelsessenz = angeborene Lebenskraft / Nachhimmelsessenz = Ernährung, Nahrung)

 

Funktionen des Qi

1)       Transport

Das Qi transportiert umgewandelte Substanzen innerhalb des Körpers.

Es fließt zu allen Körperzellen. Seine Fließrichtung ist sowohl aufsteigend als auch absteigend, eintretend als auch austretend.

Das Qi ist in allen Teilen des Körpers vorhanden und Quelle für jegliche Bewegung.

Beispiele für Qi-Transport:

Zitat: „Das Milz-Qi transportiert das Nahrungs-Qi, das Lungen-Qi bewegt die Flüssigkeiten zur Haut und zerstreut das Abwehr-Qi zwischen Haut und Muskeln. Das Nieren-Qi transportiert Qi sowohl aufwärts zur Lunge als auch abwärts zur Blase, um Flüssigkeiten zu transformieren und auszuscheiden. Das Leber-Qi bewegt Qi in alle Richtungen, während das Lungen-Qi abwärts führt“.

(Zitat aus "Giovanni Maciocia, Grundlagen der chinesischen Medizin")

 

2)       Transformation

Nahrung und Getränke werden mit der Kraft des Qi in feinere Materieformen umgewandelt, damit sie für den Körper brauchbar werden.

Jedes Organ hat seine eigene Qi-Quelle und transformiert das Qi in eine für den Körper verfügbare Form.

Das Magen-Qi fermentiert die Nahrung und reift sie aus. Milz-Qi transformiert Nahrung in Nahrungs-Qi. Das Herz-Qi wandelt Nahrungs-Qi in Blut um. Das Lungen-Qi transformiert Luft in Wahres Qi (und unterstützt den Transport des Nahrungs-Qi zum Herzen). Das Nieren-Qi wandelt Flüssigkeiten um und das Blasen-Qi den Harn.

 

3)       Kontrolle / Festhalten

Das Qi hält die Organe an ihrem Platz. Somit verhindert es Hernien und Organvorfälle.

Es hält auch die Flüssigkeit an ihrem Platz und das Blut in den Gefäßen. Somit verhindert es Blutungen und Ödeme.

Es hält die Poren, je nach Bedarf, offen oder geschlossen und reguliert somit die Schweißproduktion. Außerdem verhindert es zu großen Flüssigkeitsverlust durch Inkontinenz oder Bettnässen.

Das Milz-Qi ist zuständig die Flüssigkeiten in den Gefäßen zu halten. Nieren- und Milz-Qi halten das Blut im Uterus, Nieren- und Blasen-Qi halten den Harn an seinem Platz, das Lungen-Qi kontrolliert den Schweiß.

 

4)       Schutz

Das Qi schützt den Körper wie eine Hülle und hält äußere krankmachende Einflüsse ab.

Sobald sich eine Krankheit im Inneren des Körpers entwickelt, kämpft das Qi gegen den krankmachenden Faktor, um das innere Gleichgewicht wieder herzustellen.

Das Abwehr-Qi (Wei-Qi) hat seine Wurzel in der Nieren-Essenz und steht in engem Zusammenhang mit dem Lungen-Qi, (dieses „verteilt“ das Wei-Qi zwischen der Haut und Muskulatur) das ebenso vor äußeren pathogenen Faktoren schützt.

 

5)       Wärmen

Das Qi produziert Wärme wie ein inneres Feuer. Es sorgt für den Stoffwechsel und ist eng mit den Nebennieren verbunden. Es kontrolliert die Körpertemperatur.

Das Wärmen ist besonders für die Flüssigkeiten wichtig, um deren Umwandlung, Transport und Ausscheidung zu unterstützen. Für die Wärme ist in erster Linie das Nieren-Yang zuständig.

 

6)       Anheben

Durch das Anheben werden Organe und Strukturen an ihrem Platz gehalten.

Wenn das Qi in dieser Funktion geschwächt ist, wird dies als „sinken“ bezeichnet.

Das Milz-Qi sorgt für das Aufsteigen des reinen Yang im Körper. Dieses Yang nährt die Strukturen von Kopf und Gehirn und verhindert Organvorfälle.

Auch das Aufsteigen des Blutes wird als Anheben bezeichnet. Dies ist eng ans Festhalten / Kontrolle gebunden.

Chronische Blutungen sind ein Hinweis auf mangelndes Anheben und Festhalten des Qi.

7)       Nähren

Das Qi zirkuliert in den Blutgefäßen (Nähr-Ying-Qi) und versorgt und nährt somit den Körper.

Wenn das Qi nicht mehr fließt, endet das Leben.

 

Formen des Qi

Es gibt verschiedene Qi-Arten mit unterschiedlicher Funktion.

1)       Organ-Qi

Jedes Organ hat sein eigenes Qi. Es sorgt für die reibungslose physiologische Organfunktion.

Mit Organ-Qi ist also in erster Linie die physiologische Funktionsfähigkeit eines Organes gemeint.

 

2)       Meridian-Qi (Zhen-Qi)

Dieses Qi fließt durch die Meridiane (Energieleitbahnen). Es kann durch Nadeln der Akupunkturpunkte beeinflusst werden.

 

3)       Nähr-Qi (Ying-Qi)

Dieses Qi ist für die Blutbildung zuständig, fließt in den Gefäßen und nährt den Körper. Es wird von der Milz erzeugt, durch Umwandlung, Transformation der Nahrung und Getränke. Der Magen bildet die Vorstufe des Nähr-Ying-Qi, indem er die Nahrung fermentiert und der Milz nach unten zuführt. Das Milz-Qi das zur Lunge aufsteigt, vereinigt sich mit dem Qi der Lunge, beide werden dem Herzen zugeführt, das daraus Blut bildet.

 

4)       Abwehr-Qi (Wei-Qi)

Dieses Qi fließt außerhalb der Gefäße im Zwischenraum zwischen Haut und Muskulatur im Körper. Es sorgt für die körperliche Abwehr gegen Krankheiten. Es hat seine Wurzel in der Nieren-Essenz und wird von der Lunge in den Zwischenraum zwischen Haut und Muskulatur „verteilt“.

 

5)       Sammel-Qi (Zong-Qi, Brust-Qi, Atem-Qi)

Dieses Qi reguliert Herzschlag und Atmung. Das Sammel-Qi setzt sich zusammen aus dem Milz-Qi, das zur Lunge aufsteigt und dem Lungen-Qi. Beides wird zum Herzen geführt, wo das Herz Blut daraus bildet.

 

6)       Ursprungs-Qi (Yuan-Qi, Vorhimmelsessenz, Quellen-Qi)

Es ist das Qi mit dem wir geboren werden. Dieses ist auf eine gewisse, angeborene Menge begrenzt. Wenn wir im Übermaß davon zehren erschöpft es sich im Laufe des Lebens.

Es ist vorwiegend in den Nieren gespeichert.

Das Yuan-Qi der einzelnen Organe kann über die Yuan-Punkte beeinflusst werden.

 

Das Qi ist eine „Mischung“ aus Yin und Yang.

Beim Yin- + Yang-Mangel besteht also auch ein Qi-Mangel.

 

Pathologien des Qi

Die TCM sieht Pathologien als Störungen des Qi oder Disharmonien des Qi an.

Sie unterscheidet unter anderem zwischen Qi-Mangel, Qi-Stagnation, Qi-Rebellion oder Qi-Kollaps.

 

1)       Qi-Mangel, Qi-Leere

Dieses Syndrom entsteht, wenn nicht mehr genügend Energie in einem Organ vorliegt.

Ein Qi-Mangel kann durch chronische Krankheiten, schlechte Ernährung oder im Alter entstehen,

aber auch eine angeborene Schwäche sein.

Ein Qi-Mangel kann sich wie folgt äußern:

  • Müdigkeit
  • Dispnoe
  • leise Stimme
  • Appetitmangel
  • Bettnässen
  • Organschwächen

 

2)       Qi-Stagnation

Im Gesunden zirkuliert das Qi, wie bereits beschrieben, im ganzen Körper.

Dieser Fluss kann jedoch durch Verletzungen, krankmachende oder emotionale Störungen behindert werden. Dies wiederum kann zu Blut- und Flüssigkeitsstagnation führen.

Eine Qi-Stagnation kann sich wie folgt äußern:

  • Zysten
  • Klumpen
  • Tumoren
  • Asthma (Luft zirkuliert nicht mehr sondern stagniert)
  • Spannung
  • Schwellung
  • Dispnoe
  • lokale Schmerzen

 

3)       Rebellierendes Qi (gegenläufiges Qi)

Rebellierendes Qi bewegt sich entgegen seiner ursprünglichen Richtung.

(z.B. aufsteigend statt absteigend)

Ein rebellierendes Qi kann sich wie folgt äußern:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Aufstoßen

 

4)       Qi-Kollaps

Wenn der Qi-Mangel so groß ist, dass die Organfunktionen nicht mehr ausgeführt werden können, spricht man von einem Qi-Kollaps.

Der Qi-Kollaps kann sich auf konkrete Bezirke begrenzen (z.B. Organ-Prolaps nach Milz-Pankreas-Qi-Kollaps) oder sich auf den ganzen Körper ausweiten – was auf bevorstehenden Tod hinweist.

 

 

2)     Das Blut (Xue)

Beziehung von Qi und Blut (Xue)

Das Blut ist eine Flüssigkeit und daher dem Yin zugeordnet. In ihm zirkuliert das Nähr-Qi (siehe Formen des Qi, Punkt 3). Es ist die Mutter des Qi. Das Blut folgt dem Qi überall hin.

Das Blut wird vom Qi „belebt“ und „bewegt“. Ohne das Qi wäre das Blut eine träge Flüssigkeit.

Das Lungen-Qi lässt Qi in die Blutgefäße einfließen und unterstützt so das Herz bei der Zirkulation des Blutes.

Das Blut wird laut TCM nicht nur im Knochenmark, sondern auch durch das Lungen- und Milz-Qi in der Brust gebildet. Dabei steigt das Milz-Qi nach oben zur Lunge auf. Mit der Energie des Lungen-Qi wird es zum Herzen transportiert, wo es in Blut umgewandelt wird.

Das Herz kontrolliert die Bewegung des Blutes und treibt es gemeinsam mit der Lunge an.

Milz-Pankreas hält das Blut in den Gefäßen. Die Leber speichert und verteilt es.

Das Blut nährt, erhält und befeuchtet die Haut, Haare, Sehnen, Knochen, Organe, alle Gewebe und die Meridiane.

Das Blut nährt auch die Organe, die das Qi bilden. Aus Qi entsteht Blut.

 

Leber-Blut befeuchtet Augen und Sehnen, macht diese dehnbar und hält sie gesund.

Leber-Blut befeuchtet auch Haut und Haare, sorgt für deren Glanz und bewirkt, dass die Haut nicht zu trocken ist.

Herz-Blut hält die Zunge feucht.

Das Blut beherbergt den Geist. Es stellt ihm einen Ort des Gedeihens zur Verfügung.

Bei Blut-Mangel fehlt dem Geist die Grundlage und die Ruhestätte. Es können Symptome wie Ruhelosigkeit, Ängstlichkeit, leichte Reizbarkeit und Unzufriedenheit entstehen.

Bei Blutmangel wandert der Geist umher – dies zeigt sich häufig in Schlafmangel oder unruhigen Träumen.

 

Qi und Blut ergänzen sich gegenseitig und sind gleichermaßen voneinander abhängig.

Sie sind aber nicht ein und dasselbe.

 

 

Pathologien des Blutes

 

Auch das Blut kann sich im pathologischen Zustand befinden.

 

1)       Blut-Mangel:

es ist nicht ausreichend Blut vorhanden, entweder durch Blutungen oder mangelnde Blutbildung.

Häufig gibt es einen Zusammenhang mit Magen-Qi- oder Milz-Qi-Schwäche, oder Leber- oder Nieren-Schwäche.

Symptome, die auf einen Blut-Mangel hinweisen können:

  • Schlaflosigkeit (Geist wandert)
  • Schwindel
  • trockene Haut (Leber-Blut nährt Haut)
  • trockenes, sprödes Haar (Leber-Blut nährt Haare)
  • kontrahierte Sehnen (Leberblut hält Sehnen geschmeidig)
  • Palpitation (ungewöhnliche Formen des Herzschlages, die vom Patienten selbst wahrgenommen werden)
  • Hypo- oder Amenorrhö (Nieren- oder Leberschwäche, Niere kontrolliert Uterusblut)

 

2)       Blut-Stase:

Eine Blut-Stase kann durch eine Blockade im Blutfluss, oder durch eine lokale Blutansammlung verursacht werden.

Mangelnde Blutbewegung hängt häufig mit einer Stagnation des Leber-Qi zusammen, die durch Hitze oder Kälte verursacht wird.

Verursacher einer Blut-Stase können

  • Hämatome
  • Beulen
  • schmerzhafte Schwellungen etc

sein.

 

3)       Blut-Hitze

Blut-Hitze kommt häufig durch Leber-Hitze zustande. Durch die Speicherung des Blutes in der Leber (nachts) wird hier Hitze oder Leber-Feuer auf das Blut übertragen, hierdurch wird das Blut wird erhitzt.

Symptome können Hypermenorrhö sein oder viele Formen von Hauterkrankungen.

 

 

 

3)     Die Essenz (Ying, Jing)

die Essenz ist eine Art Nährlösung, ähnlich einer Flüssigkeit (also dem Yin zugeordnet), die eine ernährende und unterstützende Wirkung hat. Sie unterstützt uns energetisch – sie ist sozusagen die „Flüssigkeit die uns aus macht“.

Aus ihr besteht die Grundmaterie des Organismus, sie ist die Grundlage allen Lebens. Hier gilt ähnlich dem Qi: ohne Essenz kein Leben.

 

Die Essenz unterteilt sich in

  • angeborene Essenz (Vorhimmelsessenz, Yuan-Qi, Quellen-Qi):

- sie entsteht bei der Zeugung durch die Übernahme der sexuellen Energie von Vater und Mutter.

- sie ernährt den Embryo und verleiht ihm seinen ganz „persönlichen Fingerabdruck“.

- sie bestimmt den Konstitutionstypen und die Vitalfunktionen des Neugeborenen

- sie kann von der Mutter während der Schwangerschaft positiv beeinflusst, jedoch nicht vermehrt      werden

- bei Störungen der Vorhimmelsessenz kann es zu sexuellen Störungen, Unfruchtbarkeit oder Sterilität kommen (dies entspricht der Energie aus der sie sich zusammensetzt)

Sie wird in der Niere gespeichert und reift dort während der Pubertät zur Nierenessenz aus.

Die Vorhimmelsessenz ist eng mit dem Feuer des Lebenstores (mingmen) verbunden.

Das Feuer des Lebenstores sorgt für die Wärme, die der Körper für seine physiologischen Vorgänge benötigt und hat seinen Sitz zwischen den Nieren.

Es entsteht wie die Vorhimmelsessenz bei der Zeugung.

Die Vorhimmelsessenz selbst stellt den Yin-Aspekt der Vorhimmelsessenz dar, das Feuer des Lebenstores den Yang-Aspekt der Vorhimmelsessenz.

 

  • Nachhimmelsessenz

Die Nachhimmelsessenz setzt sich aus allem zusammen, was wir nach unserer Geburt an Energie zu uns nehmen (z.B. Nahrung, Atmung). Diese Nahrung wird von Magen und Milz extrahiert und verfeinert – um zusammen mit der Lunge draus für den Körper verwertbares Qi zu bilden.

Die Nachhimmelsessenz hat Einfluss auf das gesamte Wachstum, Knochen, Haare, Zähne, Fortpflanzung, Fruchtbarkeit, Schwangerschaft etc.

 

  • Essenz der Niere

Die Essenz der Niere stammt aus der Vorhimmelsessenz und Nachhimmelsessenz und wird in der Niere gespeichert. Die Essenz der Niere wird durch die Nachhimmelsessenz immer wieder aufgefüllt. Grundsätzlich ist diese Energie aber eher geerbt (ein festgelegter Teil besteht aus der Vorhimmelsessenz, die während der Pubertät zur Nierenessenz ausreift) – und bestimmt daher die Konstitution eines Organismus.

Sie kreist auch im Körper, aber besonders in den außerordentlichen Gefäßen.

Alles was die Niere beeinflusst, beeinflusst auch ihre Essenz.

 

Die Essenz bildet die Basis für das Nieren-Qi.

Die Essenz kann als ein Aspekt des Nieren-Yin gesehen werden. Zusammen mit der wärmenden Energie des Nieren-Yang produziert sie das Nieren-Qi.

 

Die Essenz erzeugt das Mark.

Dies setzt sich laut TCM zusammen aus Knochenmark, Gehirn und Rückenmark. Somit ist die Essenz für die Blut- und Zellbildung zuständig und hat engen Bezug zu Konzentration, Denkfähigkeit oder Schwindel.

Sie ist verantwortlich für Empfindungen und Gefühle (die laut TCM im Gehirn beherbergt sind) und die Seele. Dadurch dass sie das Rückenmark erzeugt, hat sie auch Bezug zu Motorik und Bewegung.

 

Die Essenz bestimmt die konstitutionelle Stärke.

Das Abwehr-Qi (Wei-Qi) hat seine Wurzel in der Nierenessenz. Daher kommt der Nieren-Essenz eine wichtige Bedeutung bei der Abwehr äußerer pathogener Faktoren zu.

 

Essenz und Geist

Die Essenz und das Qi bilden die wichtigste Grundlage für den Geist (Shen).

Wenn beide stark sind, geht daraus ein gesunder Geist hervor.

Ein gesunder (glücklicher) Geist ist zum einen von der Essenz abhängig, zum anderen von der Stärke des Qi, das von Magen und Milz erzeugt wird. Der Geist ist also sowohl von Vorhimmels- als auch Nachhimmelsessenz abhängig.

 

Die Nieren-Essenz bestimmt also Wachstum, Fortpflanzung, Entwicklung, ist die Grundlage des Nieren-Qi, produziert das Mark, bestimmt die Konstitution und ist die Grundlage von Essenz, Qi und Geist.

 

 

 

4)     Körperflüssigkeiten, Jinye

Die Körperflüssigkeiten stammen aus Nahrung und Getränken und werden von der Milz umgewandelt. Anschließend werden sie in klare und trübe Flüssigkeiten getrennt.

 

Die klaren Flüssigkeiten werden von der Milz zur Lunge geschickt. (Lunge = „obere Wasserquelle“)

 

Diese entsendet einen Teil davon zur Haut und einen weiteren Teil zur Niere. (Niere = „untere Wasserquelle“)

Dort wird ein Teil der Flüssigkeiten „verdampft“, wiederum zur Lunge hinaufgeschickt, wo sie diese befeuchtet. Das Nieren-Yang liefert auch der Milz die Hitze, die sie zur Umwandlung von Flüssigkeiten benötigt. Bei Nieren-Yang-Mangel kommt es daher häufig zum Milz-Yang-Mangel mit Flüssigkeitsansammlungen.

Die Niere unterstützt auch den Dünndarm bei der Trennung des reinen und trüben Anteils.

Sie liefert der Blase Qi für die Trennung des reinen und trüben Anteils.

Sie unterstützt den 3E bei der Umwandlung und der Verteilung der Flüssigkeiten.

 

Die tüben Flüssigkeiten werden von der Milz zum Dünndarm geschickt, der wiederum „Reines“ vom „Trüben“ trennt.

Vom Dünndarm aus gehen die reinen Flüssigkeiten zur Blase, die trüben zum Dickdarm. Im Dickdarm wird ein Teil des Wassers rückresorbiert.

Die Blase trennt wiederum in reine und trübe Flüssigkeiten. Aus den trüben Flüssigkeiten wird Harn gebildet. Die reinen Flüssigkeiten werden aufwärts zur Körperoberfläche gesendet, wo sie als Schweiß erscheinen.

Die Blase erhält die Energie zur Umwandlung der Flüssigkeiten vom Nieren-Yang – dieses kontrolliert die Umwandlung der Flüssigkeiten in der Blase. 

 

Der 3fach-Erwärmer kontrolliert die Wasserwege.

Der obere Erwärmer wird als „Zerstäuber“ bezeichnet: Er hilft der Milz die reinen Flüssigkeiten aufwärts zur Lunge zu schicken und hilft der Lunge bei der Verteilung unter die Haut im Bereich des Abwehr-Qi.

Der mittlere Erwärmer hilft dem Magen Flüssigkeiten zu vermischen und unreine Flüssigkeiten nach unten abzuleiten. Er wird als „Fermentierer“ bezeichnet.

Der untere Erwärmer wird als „Regenrinne“ bezeichnet. Er unterstützt Blase, Dünndarm, Niere bei der Umwandlung und Ausscheidung von Flüssigkeiten.

 

Körperflüssigkeiten sind Bestandteil des Blutes und des Gewebes. Sie befeuchten die Organe und Gewebe. Blutverlust führt auch zum Verlust von Jinye.

 

Man unterscheidet

  • Jin = klare Flüssigkeiten

zirkulieren mit dem Abwehr-Qi im Zwischenraum zwischen Haut und Muskulatur

sie befeuchten Gewebe und Haut und Muskeln

sie verdünnen das Blut und beugen einer Blut-Stase vor

sie erscheinen als Schweiß, Tränen, Speichel oder Schleim

 

  • Ye = trübe Flüssigkeiten

sie zirkulieren im Nähr-Ying-Qi

sie schmieren die Gelenke und füllen Hohlräume des Gehirns (befeuchten das Gehirn)

befeuchten das Knochenmark und die Wirbelsäule

sie erscheinen als fettige Ausscheidung

 

Die Körperflüssigkeiten werden vom Qi angetrieben und entstehen aus Qi.

Sie werden vom Qi beherrscht – das Qi sorgt dafür, dass nicht zu viel oder zu wenig Jinye vorhanden ist.

 

Lunge, Niere und Milz sind hauptverantwortlich für die Umwandlung, den Transport und die Ausscheidung von Flüssigkeiten.

 

Bei Qi-Schwäche können Flüssigkeiten austreten.

(Harninkontinenz als Beispiel für Nieren-Qi-Schwäche, spontanes Schwitzen als Beispiel für Lungen-Qi-Schwäche, chronischer Vaginal-Flour als Milz-Qi-Schwäche)

Reichliches Schwitzen schädigt auch das Abwehr-Qi.

 

Qi, Xue, Essenz und Jinye sind die Vitalstoffe des Lebens.

Sie sind für das Leben unerlässlich und untrennbar miteinander verbunden.